Liebes Tagebuch...

Heute war ein langer Tag in der Ausbildung, jetzt sitze ich etwas erschöpft auf dem Sofa. Es ist wieder mal niemand zu Hause. In Italien war ich fast nie allein zu Hause. Ach, wie ich mein Leben in Italien vermisse. Ich erinnere mich noch ganz genau, wie wir in Italien alle gemeinsam nach Hause kamen und etwas zusammen unternahmen. Hier bin ich am Abend meist allein. Es macht mich traurig, dass meine Mutter bis spät in die Nacht arbeitet und meine Schwester den Abend mit Freundinnen verbringt. Ich mag es nicht, so oft alleine zu sein, weil ich dann sehnsüchtig an mein Leben in Italien denken muss. Ich vermisse unsere grosse Wohnung in Bologna und vor allem mein eigenes Zimmer.

«Ach, wie ich mein Leben in Italien vermisse…»

Ihr fehlt mir

 Ach, wie ich mich nach den Zeiten sehne, als ich mich mit Federica, ­Sofia und Petra auf der Piazza Maggiore traf und wir stundenlang redeten. Ich wünschte, ich hätte hier auch so gute Freundinnen. Wie ich doch Bologna, mit seiner Architektur, den wunderschönen Gardini Margherita und meiner Lieblings-­Gelateria vermisse Gelato cioccolato, was würde ich gerade für so ein Eis geben.

Und was ist mit mir?

Als Papa starb, kam alles anders. Seither ist nichts mehr, wie es ein­-mal war. Ich weiss noch, wie ich ­erfahren habe, dass wir in die Schweiz ziehen. Ich war geschockt! Ich konnte ja verstehen, dass sich meine Mutter in Italien allein fühlte und sie hier meinen Onkel hat, aber ich hatte Angst  Die Vorstellung, an einem fremden Ort zu leben und. Eine andere Sprache zu sprechen, machte mir Angst. Ich musste von null auf hundert Deutsch lernen. Das war ganz schön schwierig.

Wie die Zeit vergeht

Nun bin ich schon drei Jahre in der Schweiz. Eigentlich ist es gar nicht mal so schlecht hier. Ich konnte. Ja auch viel profitieren. Ich glaube, dass ich in Italien nicht so gefördert worden wäre wie hier. Ich kann zur Logopädie und zur Ergo, Physio- und Hypotherapie. In der Ergotherapie habe ich z.B. gelernt, meine rechte Hand zu nutzen. Das ist echt cool, da ich mich nun mit beiden Händen anziehen kann und so weniger Hilfe brauche. Ich glaube auch nicht, dass ich in Italien eine Ausbildung hätte machen können oder eine Arbeit gefunden hätte. Aber hier habe ich eine Chance! Ich bin echt froh darüber, dass ich in der Mathilde Escher Stiftung die Ausbildung zur Praktikerin PrA Mediamatik machen darf. Ich hoffe auch, dass ich nach der Ausbil­dung eine Stelle finde und mein gelerntes Wissen anwenden kann. Und obwohl ich Italien, meine Freunde dort und meinen Vater wirklich vermisse, denke ich, dass der Umzug in die Schweiz doch gut war.